Nierenfunktion und Nierenerkrankungen
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Nierenfunktion
Die Nieren arbeiten ununterbrochen und filtern über Millionen kleiner Nierenkörperchen (Glomeruli) pro Tag ca. 1500 Liter Blut. Dabei produzieren sie ungefähr 180 Liter sogenannten Primärharn (unkonzentrierter Urin), der dann im weiteren Verlauf durch die Nieren konzentriert wird.
Je nach Trinkmenge werden so nur 1-3 Liter Urin pro Tag ausgeschieden. Mit dem Urin werden neben überschüssigem Wasser auch im Stoffwechsel anfallende oder von außen zugeführte Substanzen ausgeschwemmt, um eine Vergiftung des Körpers zu verhindern.
Die Nieren regulieren außerdem den Säure-Basen-Haushalt und wirken so einer Übersäuerung des Blutes entgegen. Weiter spielen die Nieren eine wichtige Rolle in der Blutdruck-Regulierung und im Knochenstoffwechsel.
Chronische Nierenerkrankung - welche Ursachen, Symptome und Behandlungen gibt es?
Ursachen
Die häufigsten Ursachen für eine chronische Nierenerkrankung sind Diabetes und Bluthochdruck. Eine weitere häufige Ursache ist eine Entzündung der Nierenkörperchen (Glomerulonephritis).
Hierfür gibt es sehr unterschiedliche Ursachen, z.B. eine Schädigung der Nieren durch ein fehlgesteuertes Immunsystem (autoimmun). Weiter gibt es auch urologische (z. B. bei Harnstau) oder vererbte (z.B. Zystennieren) Ursachen einer chronischen Nierenerkrankung. Zudem können die Nieren auch im Rahmen anderer Organerkrankungen Schaden nehmen (z.B. bei Herz- oder Leberschwäche).
Symptome & Diagnose
Da die meisten Nierenerkrankungen keine Schmerzen verursachen, wird die Diagnose häufig erst spät im Rahmen von Routineuntersuchungen gestellt. Erste Hinweise auf eine Nierenerkrankung können sein:
- der Nachweis von Blut und/oder Eiweiß im Urin,
- ein erhöhter Blutdruck oder
- Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme).
Zur weiteren Abklärung werden Blut und Urin untersucht und die Nieren mittels Ultraschall (Sonographie) dargestellt. In manchen Fällen muss zur Diagnosesicherung eine kleine Gewebeprobe durch eine Nierenbiopsie entnommen werden, die dann unter dem Mikroskop untersucht wird.
Therapie
Um das Risiko für die Entwicklung oder das Fortschreiten einer Nierenschwäche abschätzen zu können, wird eine Stadieneinteilung verwendet, die die Nierenfunktion und die Urin-Eiweiß Ausscheidung (Proteinurie) berücksichtigt. Auch die Blutdruckeinstellung ist von Bedeutung. Die Therapie von Nierenerkrankungen beinhaltet daher – neben der Behandlung der Grunderkrankung – eine Blutdrucktherapie unter Einsatz von Proteinurie-senkenden Medikamenten. Ziel dieser Therapie ist es, die Nierenfunktion so lange wie möglich zu erhalten.
Fortgeschrittene Nierenerkrankungen
Wird die Nierenerkrankung rechtzeitig diagnostiziert und behandelt, so kann die Nierenfunktion lange Zeit erhalten bleiben. Ein Teil der Patienten entwickelt jedoch über die Jahre eine chronische Nierenschwäche, d.h. die Nierenfunktion ist so weit eingeschränkt, dass sich Komplikationen ergeben können.
Bei chronischer Niereninsuffizienz kann es abhängig vom Schweregrad zu
- Flüssigkeitseinlagerungen,
- erhöhtem Blutdruck,
- Entwicklung einer Blutarmut (Renale Anämie),
- Übersäuerung des Blutes (Metabolische Azidose) und
- Störungen im Vitamin D- und Knochenstoffwechsel (Renale Osteopathie)
kommen.
Ist die Nierenschwäche deutlich fortgeschritten und nur noch eine geringe Nieren-Restfunktion vorhanden (Terminale Niereninsuffizienz), so kann es durch Ansammlung von Giftstoffen (Urämietoxine) zu Zeichen einer Harnvergiftung (Urämie) und lebensbedrohlichen Wassereinlagerungen sowie Blutdruck-Entgleisungen kommen.
Blutwäsche: Wie funktionieren Hämodialyse und Bauchfelldialyse?
Kommt es im Rahmen einer chronischen Nierenschwäche zu einer terminalen Niereninsuffizienz mit Urämie-Symptomen, so muss eine Blutwäsche durchgeführt werden, um die Nierenfunktion zu ersetzen (Nierenersatztherapie).
Hämodialyse
Die Hämodialyse wird meist drei Mal pro Woche für vier Stunden in einer Dialysepraxis durchgeführt.
Über den Zugang zu einem Blutgefäß mittels eines Gefäß-Kurzschlusses (AV-Shunt) oder eines in ein großes Blutgefäß implantierten Plastikschlauches (Dialyse-Katheter) wird das Blut durch einen Filter und wieder zurück in den Körper geleitet.
In dem Filter wird das Blut durch eine „saubere“ Lösung (Dialysierflüssigkeit) von Giftstoffen befreit. Gleichzeitig kann über den Filter überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut entfernt werden.
Bauchfelldialyse
Bei der Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) wird über einen in das Bauchfell eingebrachten Plastikschlauch Dialysierflüssigkeit in die Bauchhöhle gespült.
Als Filter dient hierbei das Bauchfell selber. Aus dem gut durchbluteten Bauchfell wandern Giftstoffe und überschüssige Flüssigkeit in die Dialysierflüssigkeit, die dann nach einer bestimmten Zeit wieder abgelassen wird. Die Bauchfelldialyse wird meist kontinuierlich durch den Patienten selber durchgeführt, was neben einer Eigenverantwortung auch ein höheres Maß an Flexibilität bedeuten kann.
Nierenversagen - welche Möglichkeiten gibt es?
Vor Entwicklung der modernen Dialysetherapie sind Menschen an Nierenversagen verstorben. Die Dialyse ermöglicht ein Überleben trotz Nierenversagen, kann die Nierenfunktion aber nicht voll ersetzen.
Die Nierentransplantation stellt die einzige Möglichkeit einer Wiederherstellung der Nierenfunktion dar und ist damit – unter Beachtung der Kontraindikationen – der Dialysetherapie überlegen.
Meist wird der Patient über die betreuende Dialysepraxis einem Transplantationszentrum vorgestellt, über welches dann alle notwendigen Untersuchungen im Rahmen einer Transplantations-Evaluation koordiniert werden.
Finden sich keine Kontraindikationen, so erfolgt die Aufnahme auf die Transplantations-Warteliste. Durch den Transplantationsskandal und eine damit bisher weiter rückläufige Organspende-Bereitschaft ist die Wartezeit momentan unverändert lang (Stand 11/2024).
Weitere Informationen zum Thema Organspende erhalten Sie hier: www.dso.de
Lebendnierenspende
Eine Alternative ist die Lebendnierenspende. Hierbei können mit dem Patienten verwandte oder dem Patienten emotional nahestehende Spender eine Niere spenden. Voraussetzung ist eine ausführliche Spender-Untersuchung, um das Risiko für den Spender zu minimieren. Weiterführende Informationen zum Thema Nierentransplantation erhalten Sie beispielsweise über das Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hier in Hamburg: Universitäres Transplantations-Centrum.